Springender Rehbock

Soest, 2012

Der Rehbock wurde gezeigt in Haus Stapel, Münster/Havixbeck, zur Sense 11, 2012 und in den Stadtwerken Münster, 2013.

GG

Über mir goldgelbe Blätter an den von Flechten bewachsenen Ästen eines windschiefen wettergegerbten Birnbaums. Ich liege im trockenen von glitzernden Spinnweben durchzogenen Gras und blicke in den azurblauen Himmel an dem vereinzelte Wattewölckchen stehen.

An diesem Ort, ehemals als Übungsplatz zum Zwecke soldatischer Ausbildung gereicht, lehne ich mich zurück und genieße das Naturerlebnis Weidelandschaft am Kleiberg. Ein spätsommerlich anmutender Oktobertag läßt mich mit allen Sinnen die in herbstliche Farben getauchte weite Landschaft durchstreifen. Ich gehe über Betonplatten und grasbewachsene Schotterpisten durch die wechselhafte Landschaft, die nach Abzug des Militärs nun zusehenst von der Natur zurückerobert wird. In Wald- und Buschland vermute ich Rehe, die neben vielen anderen Tieren in diesem Naturreservoir Schutz finden.

Angesichts der Bedrohung durch den nicht abreißenden Verkehrsstrom rund um dieses sich renaturierende Paradies entwickelte ich die Idee, dem Reh, welches in der Mythologie indigener Völker als Krafttier Bedeutung zukommt, einen Platz einzuräumen – Sinnbild der Liebe, für die es steht vertreibt es die Dämonen der Angst durch Sanftmut und öffnet die Herzen.

Seit einigen Jahren sammel ich unachtsam liegengelassene oder weggeworfene Einwegfeuerzeuge, die mir inzwischen auch zugetragen werden, aus dem Wissen, dass aus ihnen ein Kunstwerk entstehen wird. Ihre Farbigkeit und Transparenz regte mich dazu an mit diesen eine lebensgroße Form des springenden Rehbocks, wie er uns von den Hinweisschildern auf Wildwechsel verweisend bekannt ist, zu erarbeiten.

Mein Respekt gilt diesem Projekt des Naturschutzes – Bewahrung eines Kraftortes für Mensch und Tier, der mit Geduld und Hingabe ganz im Sinne der mythologischen Bedeutung des Rehes durch Zuversicht, Demut und Durchsetzungsvermögen wachsen kann. Ein Samen der sich in die Herzen der Menschen legen möge, um lebensbejahende Visionen hoffnungsvoll zu realisieren.

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