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Armageddon auf der Dieckstrasse

Am 28. Juli 2014 wurde mein Wohn-Atelier an der Dieckstrasse durch den nahegelegenen Edelbach komplett überflutet. Er entspringt an der Dieckstrasse, ist regenwassergespeist und fließt verrohrt über das kleine Gewerbegebiet unter meinem Garten hindurch. Hinter einer Rampe, die Souterrain in mein Atelier und in anderweitige Lager führt, tritt er heraus und mäandert Richtung Coerde. Bei den monsunartigen Regenfällen stieg er an und trat über seine Ufer. Der Wasserstand im Atelier betrug ungefähr 1,60 m, stünde mir also bis zum Hals, wie Sie dem beigefügten Bild entnehmen können. Durch ein ungewöhnliches Rauschen aufmerksam geworden, entdeckte ich, als ich meinen Flur entlang sah, wie das Wasser unter dem Eingangstor hereingeflossen kam. In windeseile stand ich knietief im Wasser und versuchte in meiner Panik alles Greifbare hochzustellen. Der Strom war noch nicht ausgefallen während ich durch das Wasser watete und bereits über meine Bambusteppiche stolperte, die zu schwimmen begannen. Doch dann brach mit einem Riesenknall das Eingangstor auf und die sich davor gestauten Wassermassen rauschten herein. Da erst sprang die Sicherung raus und ich floh vor Entsetzen aus meinem Fenster, lief barfuß durch den Garten zum Auto und fuhr am ganzen Leib zitternd zu meinem Freund, der in der Innenstadt wohnt. Die Strassen waren kaum passierbar, Äste stürzten von den Bäumen, die Scheibenwischer kamen kaum nach und überall standen die Strassen unter Wasser – Armageddon!

Der Regen hörte nicht auf und wir entschlossen uns in der Nacht zum Atelier zu fahren und nachzusehen. Wir konnten nur oberhalb des Platzes parken und liefen knietief durch das Wasser. In meinem Gärtchen hätte man Reis anbauen können und aus meinem Fenster schwammen uns bereits die Sachen entgegen. Ein riesiger Papiercontainer war von der Flut mitgerissen worden und lag nun vor dem Eingangstor. Es gruselte mich bei dem Gedanken, wenn das alles in der Nacht geschehen wäre und ich im Schlaf überrascht nicht herausgefunden hätte.

Als wir am nächsten Morgen den Ort des Grauens in Augenschein nahmen war der Container durch den Sog wieder nach oben auf den Platz geschwommen und das vor dem inzwischen wieder geschlossenen Eingangstor stehende Wasser wirkte wie eine Fata Morgana.

Es dauerte gut eineinhalb Monate, bis wir meine verbliebenen Dinge getrocknet, sortiert und geräumt hatten. Das Wohn-Atelier ist für mich nicht mehr nutzbar, da Wände einbrachen und ich traumatisiert durch das Erlebnis dort nicht mehr sein kann. Große Erschöpfung machte sich breit und Dankbarkeit allen gegenüber, die geholfen haben. Einige meiner künstlerischen Arbeiten sind unwiederbringlich verloren. Fotos, Negative und Dias sind in große Mitleidenschaft gezogen. Ca. 500 meiner 2008 zur Katzenaugenpräsentation gedruckten Kataloge weichten komplett auf und wurden damit unbrauchbar.

Nun wohne ich bei meinem Freund und bin damit nicht auch noch obdachlos geworden.

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GGDas Unwetter, Aschendorff Verlag

GGSonderausstellung „Wasser bewegt – Erde Mensch Natur"