Verschwinden und Erscheinen –
Ein Kreuz für die Kirche Maria Aufnahme in Erbenheim
Wiesbaden, 2013
LICHT spielt eine entscheidende Rolle für meine künstlerischen Arbeiten. Mein Umgang mit „wertlosem Material“, in diesem Fall ein Pillenblistertranzparent, bietet den Schlüssel, alltägliche Dinge, die unsere Wirklichkeit ausmachen, als etwas noch nicht oder doch noch nie so Gesehenes, wahrzunehmen.
Ich begreife Kunst als etwas, das in unser Leben einfließen möge und sich nicht allein auf Museales beschränkt. Der Kirchenraum bietet für mein Pillenblisterkreuz einen idealen Platz, der eine Transformation von Wirklichkeit für Kunst – und eine Transformation der Kunst hin zur Wirklichkeit ermöglicht.
Die Blister sind dazu erstellt Medikamente hygienisch, luftdicht, trocken und portioniert dem Verbraucher zukommen zu lassen. Mein Material wird in Krankenhäusern gesammelt, nachdem ihr Inhalt auf Dosierer verteilt wurde. Mit Heißkleber verbinde ich die einzelnen Blister zu einer planen Fläche, die in eine rollbare Edelstahlrahmung eingehängt ist; andere Präsentationsmöglichkeiten sind durchaus denkbar, Größe ist flexibel.
Das Sonnenlicht, welches durch die Fenster auf die farbige PVC-Beschichtung trifft, läßt, wie wir es von Kirchenfenstern kennen, in der Umgebung ein Farbenspiel erscheinen. Ist der Himmel verhangen, bleibt allein die farbige Blisterfläche mit dem angedeuteten Kreuz.
Nichts anderes, vielleicht Musik und Berührung ausgenommen, wirkt auf unsere Gestimmtheit wie das Licht. Mit meiner Lichtskulptur, die im Dialog zur Architektur mit ihren umgebenden Fenstern steht läßt sich für den Kirchenbesucher das Verschwinden und Erscheinen auf faszinierende Weise erleben.
Eine gesundheitsbesessene Gesellschaft, auf eine heilsame Wirkung der Pillen hoffend und glaubend, bringt Menschen häufig an die Grenze ihrer Identität – vergleichbar einer dogmatisch gelebten Religiösität. Der visuelle Reiz der transparenten Assemblage aus Wegwerfmaterial des Gesundheitswesens gibt dem Licht das Geheimnis seiner Heilswirkung zurück.
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